“Mensch, werde wesentlich!”
Angelus Silesius
Das Schwert als Symbol steht unter anderem für Kraft, für Macht in weltlichen und geistigen Angelegenheiten. Seinem Träger verleiht es Stärke, in Würde für sich einzustehen. In Entschiedenheit geführt schafft es Klarheit. Das Schwert ist in seiner Grundqualität des Geraden und Gerichteten dem archetypisch männlichen Symbolkreis zuzuordnen. Im übenden Umgang mit einem Schwert können wir die Qualitäten, die sich im Symbol zeigen, als Seelenqualitäten in uns entwickeln: Klarheit, Entschiedenheit, Standfestigkeit, Zentriertheit, Abgrenzungsvermögen, Eigenständigkeit, Gelassenheit, geistige Sammlung,
Wahrhaftigkeit, Konzentration auf das Wesentliche, Selbstbewusstsein, zu sich zu stehen und bei sich zu bleiben – all dies sind Fähigkeiten und Qualitäten, die im Rahmen der Schwertarbeit erarbeitet und geübt werden können. In einfachen Einzel- und Partnerübungen wird das Führen eines japanischen Schwertes aus Holz, Metall oder Bambus erlernt. Es gilt dabei, die persönliche Lebenskraft in Klarheit und mit wachem Bewusstsein, das heißt in Würde, einsetzen zu lernen. Die Schwertübungen helfen, zu einem in der eigenen Tiefe gegründeten Selbstbewusstsein zu finden, mit Ängsten und Bedrohungen umzugehen, besser bei sich zu bleiben und für sich einstehen zu lernen. Die Erfahrungen in den Übungen werden im Gespräch reflektiert und eine Integration in die Persönlichkeit bzw. die jeweilige Lebenssituation erarbeitet. Die Übungen der Schwertarbeit sind dadurch, dass sie unmittelbar erfahren werden können, sehr wirkungsvoll und auf die Herausforderungen des Alltags gut übertragbar.
Das Prinzip, um dessen Entwicklung und Durchgestaltung es in der Schwertarbeit geht, ist mit dem obigen Satz von Angelus Silesius treffend beschrieben: “Mensch, werde wesentlich!” – sei du selbst der Mensch, als der du in der Tiefe deines Wesens angelegt und der zu sein du bestimmt bist.
Ursprünglich im Rahmen der Initiatischen Therapie entstanden, hat sich die Schwertarbeit – auch Initiatische Schwertarbeit genannt – mit der Zeit zu einer eigenständigen Arbeitsweise entwickelt, die mehr und mehr von Menschen – Frauen wie Männern – sowohl innerhalb als auch außerhalb des therapeutischen Zusammenhangs erfragt wird, zum Beispiel im Rahmen des Coachings und der Supervision. Menschen finden je nach ihrem eigenen Hintergrund in diesem Ansatz Unterschiedliches: von der Erweiterung ihrer persönlichen Möglichkeiten besonderes im Hinblick auf eine bessere Bewältigung von Herausforderungen im Alltag und Beruf über die Integration von archetypisch männlichen Seelenanteilen sowohl für den Mann wie für die Frau und die Stärkung des “Ich-bin” im therapeutischen Prozess bis hin zur Übungspraxis im Sinne eines spirituellen Weges.
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Therapeutische Schwertarbeit im Kontext seelischer Heilungsprozesse
In den Schriften zur Schwertarbeit finden Sie weitere Informationen.